BR Story: Schafwolle · Rohstoff ohne Zukunft?
vom 13.11.2024
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Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben. Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird oft einfach entsorgt – auch weil in der Fast-Fashion-Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetik-Fasern auf dem Vormarsch sind. Schäfer wie Martin Brickel aus Mittelfranken kämpfen auch damit, dass China kaum mehr europäische Wolle kauft. Zusätzlich machen es ihnen fehlende Wollverarbeitungsbetriebe, wenig einheitliche Wollqualitäten sowie die Konkurrenz aus Übersee schwer, neue Märkte zu erschließen. In Großbritannien ist der Wollpreis ebenfalls im Keller. Der Rohstoff ist im Überfluss vorhanden, doch die Wolle der heimischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre Schottenkaro-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten. Mit den Biochemikern der Uni Edinburgh hat sie nun ein Projekt angestoßen: Kann man kratzige Wolle mithilfe natürlicher Enzyme feiner machen? Forschende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben das gleiche Ziel, wählen aber einen anderen Weg. Sie untersuchen, wie wieder mehr auf Woll-Feinheit gezüchtet werden kann und setzen sich gemeinsam mit süddeutschen Schäferinnen und Schäfern dafür ein, dass Infrastruktur zurückgeholt wird. Langfristig soll so die Schafhaltung in Deutschland wieder rentabler werden. Wie sieht es mit politischer Unterstützung aus? Im Zuge des europäischen Green Deal werden eigentlich händeringend nachwachsende Rohstoffe gesucht. Gibt es also Hoffnung für die wertvolle Naturfaser?
Sender:
BR
Sendedatum:
13.11.2024
Länge:
43 min
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